Lucia Jay von Seldeneck / Carolin Huder / Verena Eidel
Die Bilder der Gebrüder Posin
"Es gibt keine falschen Bilder, nur gute und schlechte." Die Aussage steht noch lange in dem Raum mit der türkisfarbenen Holzverkleidung und wirkt nach. Denn dass die Bilder, die hier stehen, gut sind, daran lassen die Inhaber des Kunstsalons in dieser kleinen Nebenstraße Neuköllns keinen Zweifel aufkommen. Da lehnt zum Beispiel eine Mona Lisa ganz oben auf dem Bilderstapel an der Wand, ein eindrucksvolles Schinkel-Gemälde steht auf einer Staffelei, und über der Heizung wird ein blaues Pferd von Franz Marc von der warmen Luft hin und her geschaukelt.
Die drei bärtigen Brüder aus Russland nennen sich dennoch Kunstfälscher, um Missverständnissen vorzubeugen. Und genau so unmissverständlich ist auch alles andere, was die Posin-Brüder sagen. Ihr Handwerk könne man nicht erklären oder lernen - man brauche einfach ein Gefühl: für die Zeit, das Material und das Konstrukt, was daraus entsteht. Das Wichtigste sei es, die Seele eines Bildes wieder entstehen zu lassen. Und das sei dann eben nicht einfach eine Kopie. Verboten ist das nicht, weil das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers erlischt. Eine bestimmte Epoche, die sie besonders interessiert, haben die drei Künstler nicht. Sie lehnen eigentlich kein Motiv ab.
Im Hinterraum ist die Holzverkleidung rot gestrichen. Da Vinci, Rembrandt und Monet: Auf allerengstem Raum finden hier alle Highlights der Kunstgeschichte zusammen. In Ruhe kann man sich die Ölgemälde aus nächster Nähe ansehen, um vielleicht Spuren daran zu entdecken, die das Bild als Fälschung enttarnen. Vergeblich.
Ein nachgemaltes Meisterwerk kostet ab 1.000 Euro aufwärts. Nennenswerte Konkurrenten haben sie nicht, sagen die Posins. Deshalb ist es im Moment auch sehr schwer für sie, sich vor den vielen Aufträgen zu retten. Für ihre eigenen Bilder, von denen einige im Keller ausgestellt sind, bleibt kaum Zeit.