3-sat /
Kulturzeit vom 26.01.2007.
Ehrliche
Fälscher
Die begehrten
Kunst-Kopien der Brüder Posin aus Neukölln
Sie malen Bilder von van Gogh, Cézanne, Monet, und
vielen anderen Malergrößen so echt, dass man sie für Originale halten könnte.
Doch die drei Brüder Posin sind legale Kopisten. Ihre begehrten Bilder, die sie
in ihrem Neuköllner Atelier malen, sind alle als Plagiate ausgewiesen. Derzeit
produzieren sie, was das Zeug hält, für ein neues Museum in Brandenburg, das im
Sommer 2007 eröffnen soll.
Eugen, Michael und
Simeon Posin haben alle drei am "Repin Institut" im ehemaligen Leningrad
studiert. In allen Zeichen- und Maltechniken sind die exzellent ausgebildet.
Nacheinander verließen sie vor mehr als zehn Jahren Russland. Heute setzen sie
ihre Kunstfertigkeit ein, um detailgetreue Plagiate zu malen. Das ist alles ganz
legal, so lange die Kopien etwas kleiner oder größer sind als das Original und
der Urheber vor mindestens 70 Jahren gestorben ist.
Wochenlang studieren
die Posins Stil und Technik des Originals, bevor sie sich an die Arbeit machen.
Denn es gilt nicht nur, den Pinselstrich und die Farbnuancen des Originals genau
zu imitieren, sondern auch das Maltempo. Während ein Raffael etwa viele Tage
dauern darf, muss ein impressionistisches Gemälde wie im Rausch entstehen. Einen
Renoir gibt es bei den Posins schon ab 600 Euro, Rembrandts "Nachtwache", an der
sie gerade arbeiten, wird mindestens 20.000 Euro kosten.
Im brandenburgischen
Großräschen richtet der Unternehmer Gerold Schellstede derzeit eigens ein Museum
für die Werke der Posin-Brüder ein. Die größten Gemälde der Kunstgeschichte
sollen als Kopien an diesem Ort versammelt werden, von der "Goldenen Adele" bis
zur "Nachtwache" und sogar ein im Zweiten Weltkrieg zerstörter van Gogh wurde
bei den Posins bestellt. Für die Brüder kein Problem. Mehr als eine kleine
Schwarz-Weiß-Fotografie brauchen sie dafür nicht. Das sei nur mit viel Erfahrung
möglich, erklärt Michael Posin und fügt hinzu: "Das macht, ehrlich gesagt, noch
mehr Spaß, als ein Bild nur zu kopieren."
www.3sat.de/kulturzeit/tips/103667/index.html
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