Die Welt vom 31.12.2012

http://www.welt.de/kultur/article110458545/Nachts-kopieren-die-Posin-Brueder-am-kreativsten.html

(Mit Link zum Video !!)

 

Kunst des Fälschens

Nachts kopieren die Posin-Brüder am kreativsten

Eugen Posin und seine Brüder gelten als Deutschlands beste Kunstfälscher. In einem Berliner Keller-Atelier lassen sie Alte Meister wieder auferstehen. "Unsere Kunst ist stets legal”, betonen sie.

Raffaels berühmte Engel sind schon so gut wie fertig, die heilige Barbara bekommt gerade ihr Kleid angepinselt. Das Werk misst über zwei Meter – der Maler Eugen Posin steht auf einem Gerüst.So ähnlich muss die Sixtinische Madonna vor fast 500 Jahren entstanden sein, als Raffael Santi eines der berühmtesten Werke der Renaissance schuf. Jetzt hängt das atemberaubende Motiv in einem Neuköllner Mietshaus – von Kopieren will der russische Maler nicht sprechen.

"Wir kopieren überhaupt nichts. Wir malen Bilder noch mal – mit gleichem Prozess und gleichem Gefühl", erklärt Posin. Seine beiden Brüder sind mit im Bunde. Ein geniales Fälscher-Trio.Die Wahl-Berliner zählen inzwischen zu den besten Kunstfälschern der Welt, ihre Bilder kosten in der Regel zwischen 1000 und 10.000 Euro. Gemalt werden sie meist nachts. Eugen Posin braucht nur vier Stunden Schlaf. Nachwuchs und ein klassisches Familienleben können sich die Fälscher nicht leisten. Das Geschäft geht vor – beziehungsweise die Kunst.

Gelernt haben die Brüder an der Kunsthochschule Leningrad. Mit der Sowjetunion der 80er-Jahre standen die freiheitsliebenden Künstler jedoch bald auf "Kriegsfuß”. Sie hielten sich nicht an Vorgaben des Regimes, mehrfach mussten sie deshalb ins Gefängnis. Weil sie mit den Kommunisten nicht kooperierten, mussten sie auswandern: Paris, London, Wien – schließlich wurden sie in Berlin sesshaft, wo sie seit zehn Jahren ihr Atelier im Stadtteil Neukölln haben. In einem der Kellerräume haben sie eine Gefängniszelle nachgebildet. Mahnung und Erinnerung.

"Unsere Kunst ist stets legal”, betonen Eugen Posin und seine Brüder. Wenn ein Künstler seit mindestens 70 Jahren tot ist, endet der Urheberrechtsschutz. Zudem kennzeichnen die Posins nach eigenen Angaben ihre Bilder auf der Rückseite. Die falschen Alten Meister hängen inzwischen nicht nur in Atelier und privaten Haushalten. In Großräschen bei Berlin gibt es sogar ein Fälscher-Museum, das ausschließlich Werke der Posin-Brüder ausstellt. Highlight: eine Mona Lisa. Genial gefälscht.

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