Quiez, Dein Berliner Stadtteilportal vom 11.04.2016

 

Einmal Mona Lisa, bitte

Melanie Knies

 

Richardkiez - Semjon, Eugen und Michael teilen sich nicht nur den Namen Posin, sondern auch die Leidenschaft für Kunst. Die geht weit über das Sammeln hinaus. Ihr Motto: Warum viel Geld für ein Original ausgeben, wenn du es einfach fälschen kannst?

Familie Posin sind Kunstfälscher mit Prinzipien. Die drei Brüder kamen im Abstand von drei Jahren in der UdSSR zur Welt. Alle Drei studierten Kunst in Leningrad und sind heute Wahlneuköllner mit eigenem Kunstsalon. Und sie sind berühmt, aber nicht berüchtigt. Denn das, was sie in der Wipperstraße tun, ist nicht illegal. Ab 1000 Euro aufwärts kann sich der Kunstinteressierte die Kopie eines berühmten Gemäldes anfertigen lassen. Vorausgesetzt, der Urheber und Künstler ist länger als 70 Jahre tot und die Kopie entsteht in einer anderen Größe als das Original. Dann darf sie auch öffentlich präsentiert werden und muss nicht aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung hinter Leinen verschwinden.

"Wer illegal fälscht, kriegt am Ende immer auf die Fresse", wird Michael Posin in der Berliner Morgenpost zitiert. Selbstverständlich gab es im Leben der Kunstkopierer schon zahlreiche Gelegenheiten, nach den vermeintlich schnellen Millionen zu greifen. Angebote, eine Kopie aus Neukölln als Original auf dem Weltmarkt zu verkaufen, gab es nicht nur einmal. Die Posins lehnten stets ab.

Das Posiner Portfolio geht über das Kopieren bestehender Werke hinaus. Alte Gemälde werden im Kunstsalon auch restauriert, und neue entstehen. Und zwar eigene. Die Bandbreite der Brüder ist groß. Moderne Kunst, Skizzen, Aquarelle - da ist alles dabei. Die Posins lassen sich in keine Ecke drängen, sind vielfältig, kreativ, interessiert und interessant. 

Eine der größten Herausforderungen für die Russen war das Lächeln der Mona Lisa. Im Louvre verbrachten sie Wochen vor dem Meisterwerk Leonardo da Vincis und suchten die Antwort auf die Frage: "Wie hat er das nur gemacht?". Sechs Jahre und viele Versuche später ist ihnen dann gelungen, woran vor ihnen viele scheiterten: eine nahezu perfekte Kopie des Lächelns, das keines ist. Es ist der Beginn oder der Ausklang eines Lächelns. Und genau diesen Moment einzufangen, das war die Herausforderung. Deren gelungener Abschluss heute im Kunstsalon in Neukölln zu bewundern ist. Wer (wie ein Brandenburger Hotelier) eine Mona Lisa-Kopie erwerben möchte, muss dafür einen fünfstelligen Betrag einplanen.

 

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