Von Anne Lagert (Text und Bild)
Der Papst hat sie gesegnet, Bonny Tyler ist ein Fan und Jürgen Trittin sowie Harald Glööckler halten große Stücke auf die drei: Drei Brüder aus Berlin zählen weltweit zu den bekanntesten Kunstfälschern. Ein schöner Grund für das Berliner Abendblatt ihrem Kunstsalon in der Wippertstraße 20 aufzusuchen.
„Wir kopieren nicht. Wir fälschen“, sagt Semjon Posin mit russischem Akzent. Er sitzt in einem alten, ledernen Sessel und raucht. Um ihn herum hängen Leinwände in goldenen Rahmen. Es sind Fälschungen von van Gogh, Claude Monet oder Leonardo Da Vinci. „Wir zeichnen nicht Strich für Strich die Originale nach. Wir versetzen uns in die Künstler und in ihre Zeit“, erklärt er. Posin zeigt auf das wohl bekannteste Bild von Edvard Munch „Der Schrei“: „Expressionismus verlangt schnelles Malen, um die Dynamik der Linien auf die Leinwand zu bringen.“ Seine beiden Brüder nicken.
Seit drei Jahrzehnten leben die drei in Berlin. Studiert haben sie im früheren Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg. Ihre Leidenschaft zur klassischen Malerei war dort weniger gefragt. Nachdem Genosse Stalin, wie der 66-jährige Eugen Posin den russischen Diktator noch heute nennt, sie des Landes verwiesen hat, haben Sie hier im Neuköllner Exil ihre Leidenschaft ausbauen können. „Ein guter Fälscher setzt sich nicht nur mit dem Motiv, sondern auch mit dem Material auseinander“, fügt Michael an. Die Beschaffenheit der Farbe, die Faserung der Leinwand und die historischen Hintergründe seien ebenso wichtig. Frauen haben im Leben der drei Brüder keinen Platz. „Unsere Liebe gehört den großen Meistern“, sagt Michael.
Dass die Posins ihr Handwerk perfekt beherrschen, kann auch der Berliner Kunstkommissar, René Allonge, bestätigen: „Wenn sie die Bildstruktur auf alt trimmen, wird es schwierig, die Fälschung vom Original zu unterscheiden“, sagt der Experte. Er selbst habe schon viele Fälscher entlarvt. Sein jüngster und wohl bekanntester Fall ist der von Wolfgang Betracci, jener Fälscher, der seine Käufer um Millionen betrogen hat. „Das Gute bei den Brüdern Posin ist, dass sie ihre Fälschungen als solche auf der Rückseite des Bildes markieren. Jedes Bild ist mit ihrem Stempel versehen“, erklärt Allonge die legalen Fälschungen. Tatsächlich sind ihre Werke zu einer richtigen Marke in der Kunstwelt geworden und gefragter denn je. Ein Gemälde kostet ab 1.500 Euro. Ein ganz besonderer Fan der Posins ist der Hotelier Gerold Schellstede. Den drei Brüdern hat er in seinem Viersterne-Hotel in Großräschen ein Mini-Museum gewidmet. Über 100 Bilder hängen dort. Sein besonderer Schatz: Die falsche Mona Lisa.