Berliner Kurier vom 09.10.2012

Echt falsch

Madonna hängt jetzt in Neukölln rum

von Stefanie Hildebrandt

 

Berlin. Das wird ihr nächster großer Coup. Pünktlich zum 500. Geburtstag der schönsten Frau der Renaissance kopieren die Meisterfälscher Michael, Semjon und Eugen Posin in ihrem Neuköllner Salon Raffaels „Sixtinische Madonna“ – eines der berühmtesten Gemälde der Welt.

Dabei sind die drei Brüder bei den Vorbereitungen ganz schön pingelig. Bevor überhaupt Pigmente angerührt werden und es bunt auf der zweieinhalb Meter hohen Leinwand wird, heißt der erste Schritt für die Meistermaler von Neukölln: Raffaels Maltechnik studieren. Wie hat er seine Skizzen gezeichnet, wie den Pinsel geführt. „Eigentlich kenne ich Raffael, aber für dieses Werk schauen wir noch einmal genau nach“, erklärt Semjon Posin, mit 67 der Älteste der drei.

Bruder Eugen (65) ist gerade aus Dresden zurückgekommen, wo er die Original-Madonna in Augenschein genommen hat. „Ich konnte bis auf einen Meter heran, die Wirkung, die Ausstrahlung eines Bildes erlebt man nur vor Ort.“ So gerüstet machen sich die Brüder an die ersten Striche. Mit Kohlestift entstehen hier in der Wipperstraße die Konturen der Sixtina auf einer speziellen Leinwand.

Verboten ist das, was sie da tun, übrigens nicht. „70 Jahre nach dem Tod eines Künstler erlöschen die Urheberrechte und man darf seine Werke kopieren, allerdings nicht in Originalgröße“, erklärt Semjon Posin.

Eins ist bei allen Künstlern aber gleich: Gearbeitet wird immer dann, wenn die Inspiration kommt. Sie seien eben keine reinen Kopisten, die Bilder wie Affen nachmalen, sagen die Maler verächtlich. „Wir lassen die Seele des Bildes wiedererstehen.“

Ein Leben für die Kunst, braucht man da nicht auch mal Urlaub? „So richtig Pause haben wir eigentlich noch nie gemacht“, sagt Michael (63). „Urlaub bedeutet doch, gar nichts zu tun. Wie langweilig.“

www.kunstsalon-posin.de

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