Böhme-Zeitung vom 15.03.01

"Ein Stück Orientierung geben"

Bilderkreuz von Michael Posin in der Soltauer Lutherkirche aufgestellt

wu Soltau. Aus 17 Einzelbildern besteht es, 7,50 Meter hoch und rund 4.30 Meter breit ist es - das "Bilderkreuz" des Malers Michael Posin. Es ist jetzt in der Soltauaer Lutherkirche aufgestellt - als Premiere, denn Posin hatte bisher noch keine  Gelegenheit, es zusammenzusetzen. Bis Himmelfahrt steht das Kreuz aus Ölbildern zur Lebens- und Passionsgeschichte Jesu  im Altarraum der Kirche. Die Männergesprächsrunde besichtigt das Kreuz am heutigen Donnerstag um 20.00 Uhr. Dann stellt der Künstler sein Werk vor. Gäste sind willkommen. Bei den Passionsandachten in der Karwoche finden zudem Meditationen zu den Bildern statt.

An den 17 Bildern malte Posin 1998 und 1999 sieben Monate lang. "Es sollte ein Kreuz werden", stand für ihn von vornherein fest. Daran gedacht, ob und wo er es aufstellen kann, habe er damals noch nicht. Über den befreundeten Schriftsteller und Musiker Boris Falkow, der  im Herbst in der Soltauer Dichterwohnung zu Gast war, kam dann der Kontakt zur Lutherkirche zustande.

Im Mittelpunkt de "Bilderkreuzes" steht die Kreuzigung Jesu. Andere Bilder zeigen beispielsweise eine Blindenheilung, den Engel, der die Auferstehung verkündet,  Christus wie er als Kind zu den Leuten spricht, das Tragen des Kreuzes und Judas. Als fertig betrachtet Posin das Werk noch nicht: "Es gibt keine Bilder, die abgeschlossen sind", ist er überzeugt. "Ein Maler malt das ganze Leben an einem Bild." So  könne es durchaus sein, daß beim nächsten Mal, wenn das Kreuz aufgestellt werde, es einige Meter höher sei.

Der 52jährige Michael Posin, der seit 1990 in Berlin lebt, gestaltet bewußt religiöse Bilder. "Ein Mensch kann ohne Glauben nicht leben." Daher will er "ein Stück Orientierung"  geben. Ihm ist es wichtig, daß Kunst für den Menschen gemacht wird, professionell und ehrlich - und nicht , wie  oft, der Kommerz im Vordergrund steht. Denn wenn Kunst und nicht das Geldverdienen an erster Stelle steht "wird das Ergebnis einfach besser".

Bevor Michael Posin zu malen beginnt, hat er das Bild im Kopf schon fertig - "allerdings nicht jeden Pinselstrich", schmunzelt er. Doch je besser er die spätere Bildatmosphäre fühle, desto schneller gehe es. Wenn man erst auf der Leinwand beginne das Bild zu sehen, "kommt das Ergebnis nie". Die äußere Umgebung, die Lichtverhältnisse sind ihm dabei nicht wichtig - das Bild, das Licht müsse von innen, aus dem Herzen heraus kommen, meint er.

Geboren als Sohn eines Offiziers, begann Michael Posin schon im Alter von drei/vier Jahren zu zeichnen und später zu malen. Dabei blieb es. "Warum, weiß ich nicht." Von 1964 bis 1972 besuchte er Serows Kunstfachschule in Leningrad (heute St. Petersburg), ein Studium an der Akademie der Künste in Leningrad schloß sich an. 1979 erhielt er sein Diplom als Kunstmaler und Pädagoge. Vorbilder hat er dabei nicht, "das klingt so  nach abhängig sein". Er schätzt aber vor allem die alte Kunst. Aus politischen Gründen - und weil er sich als Künstler nicht entfalten konnte - verließ Posin 1987 die Sowjetunion, kam nach Deutschland, wo bereits sein Bruder lebte. Seit 1990 lebt er in Berlin.

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