Großräschen – Bei dieser
hochkarätigen Sammlung würde jeder Kunstliebhaber, Galerist oder Mäzen in helle
Begeisterung ausbrechen: Da hängen Werke von Lucas Cranach, Vincent van Gogh,
Caspar David Friedrich, Albrecht Dürer, Claude Monet und Auguste Renoir, auch
von Rembrandt und Rubens. Selbst die Mona Lisa von Leonardo da Vinci fehlt
nicht. Nur das Schild am Eingang zu dieser sonderbaren Ausstellung dämpft etwas
die Euphorie: „Fälschermuseum“.
Denn alle in Großräschen in der Lausitz gezeigten Bilder sind nur Kopien –
allerdings perfekt gemachte. Der Laie jedenfalls steht ziemlich beeindruckt
davor, weil er meist keinen Unterschied zum Original erkennen kann.
Außerdem schätzt er in diesem Museum die Nähe zu den Gemälden. Kein Absperrband
hält ihn auf Distanz und selbst die wachen Augen einer strengen Aufsicht braucht
er hier nicht zu fürchten. Lediglich die Mona Lisa ist wohl auch als Kopie so
viel Wert, dass sie besonders geschützt wird.
Alle rund 100 Kunstwerke stammen von den russischen Brüdern Eugen, Michael und
Semjon Posin, die ihr Atelier in Neukölln führen. „Wir müssen uns genau in die
Rolle der jeweiligen Künstler hineinversetzen“, erklärt Eugen Posin in der
Ausstellung den Reiz der Fälschung. „Wir müssen ihn kennenlernen.“ Schließlich
müssten sich die drei Brüder sehr intensiv in die jeweilige Phase, in der das
Bild entstanden sei, hineinbegeben. Nur so könne ein Höchstmaß an Authentizität
erreicht werden. Deshalb seien neben
technischen und stilistischen Fähigkeiten auch kunsthistorische Erkenntnisse
notwendig.
„Gemälde einfach zu kopieren, ist keine Kunst“, sagt Michael Posin, der genau
wie seine Brüder die Kunstfachschule und anschließend die Kunstakademie in
Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, besucht hat. „Den Gemälden eine Seele zu
geben, dagegen schon.“
Auftraggeber der gefälschten Werke ist der Unternehmer Gerold Schellstede, der
damit sein „Seehotel“ kurz vor der Kante zum ehemaligen Braunkohlentagebau
„Ilse“ am Rande von Großräschen, schmückt. Unweit der Autobahn Berlin-Dresden
und in Nachbarschaft des Lausitzrings wird hier in fünf bis acht Jahren das
sechs Kilometer lange und bis zu 70 Meter tiefe Loch komplett mit Wasser gefüllt
und damit ein Teil der neuen Lausitzer Seenkette sein. Erst dann trägt das aus
einem früheren Ledigenwohnheim entstandene Viersternehaus seinen Namen zu Recht.
Doch auch jetzt findet der Hoteleigentümer die Lage durchaus reizvoll. „Seen
gibt es genug. Spannend ist doch dieses Ödland, diese Wüste. Das gibt es
woanders nicht“, sagt er.
Nur ein paar Schritte sind es vom Hotel mit seinem Fälschermuseum zu den „IBA-Terrassen“,
auf denen die Internationale Bau-Ausstellung „Fürst-Pückler-Land“ ihre Visionen
von der Seenlandschaft erklärt.
Das Fälschermuseum im Seehotel Großräschen ist täglich geöffnet. Eintritt kostet
2 Euro. Auskünfte unter Tel. 035753/690 660, www.seehotel-grossraeschen.de sowie
www.kunstsalon-posin.de