Frankfurter Allgemeine vom 13.01.01

Akademisch gebildete Fälscher

Die russischen Brüder Pozin zeigen Sammlung von Kopien

swo. Der Maler sitzt vor der Leinwand, in den Händen hält er Pinsel und Farbpalette, seine Frisur ist wild, und der stechende Blick wandert über ein beinahe fertiggestelltes "Selbstbildnis". Vinzent von Gogh, der dort zu erkennen ist, aber ist schon seit 1890 tot. Wer also ist in seine Rolle geschlüpft und schwingt den Pinsel, zumal in einem Frankfurter Hotel? Es ist Evgeni Pozin, ein bekennender Vertreter der Fälscherkunst.

Gemeinsam mit seinem Bruder Michael hat der 1947 im heutigen Sankt Petersburg geborene Maler unzählige Bilder unterschiedlicher Stile und Epochen reproduziert. Jetzt zeigen sie ihre Werke im Maritim Hotel an der Messe (bis zum 21. Januar). Im Repertoire habe sie Arbeiten von Impressionisten wie Claude Monet oder Auguste Renoir, aber auch die Landschaften von William Turner oder Caspar David Friedrich. Die dafür notwendigen Maltechniken haben sich die beiden Russen in jahrelangen Studien angeeignet. Angesprochen auf ein bevorzugtes Fälschungsmotiv bleibt Evgeni Pozin zurückhaltend: "Nein, ein Lieblingsbild oder einen Lieblingsmaler gibt es nicht für mich", sagt er und pafft weiter an seiner Pfeife. Immer wenn man ein Bild male, müsse man sich in die Rolle des Künstlers begeben, ihn geradezu kennenlernen. Daher sei es auch wichtig, die Biographie der einzelnen Malers zu studieren. Schließlich müsse der Fälscher sich in die Phase, in der das jeweilige Bild entstanden sei, hineinbegeben, um ein Höchstmaß an Authenzität zu erlangen. Pozin, Absolvent der damaligen Leningrader Kunstakademie W. A. Serows, kann nicht nur auf seine technischen uns stilistischen Fähigkeiten zurückgreifen, auch kunsthistorische Kenntnisse sind seiner Ansicht nach unerläßlich für ein gelungenes Duplikat.

Am schwierigsten zu kopieren seien die impulsiven Maler, sagt der gewissenhafte Maler, jene, die sich nicht nach System malten, sondern schwungvoll die Farbe auf die Leinwand brachten, wie Pizarro beispielsweise. "Eine schnellgezogene Linie sieht anders aus als ein mit System gezogener Strich", gibt der Wahlberliner zu bedenken.

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