Mitteldeutsche Zeitung vom 11.09.04

"Fälscher"-Trio wirbt mit der "Mona Lisa"

Russische Kunstmaler liefern Kopien aller Meister auf Bestellung 

Roman Haeusgen

Mansfeld/MZ. Ein Capar David Friedrich gefällig? Ein Cezanne, ein van Gogh? Drei Russen machen es möglich. Die Maler Evgeni, Michail und Semjon Posin betreiben in Berlin eine Werkstatt, in der sie auf Bestellung Kopien aller Meister liefern. Ab Sonntag  gibt es eine Ausstellung ihrer Bilder, deren Originale nur  in den berühmtesten Museen der Welt zu finden sind, in der Schlosskirche Mansfeld.

"Aber wir sind nicht nur Kopierer", legt Evgeni Posin besonderen Wert darauf, auch als Künstler gelten zu wollen. Denn auf keinen Fall werde das Original - mittels welcher Technik auch immer - lediglich abgebildet. "Jedes Bild hat seine Seele. Das Original und die Kopie auch", so der 57-jährige, der mit seinen Brüdern vor etwa zehn Jahren nach Deutschland gekommen ist.

Zuvor lebten sie in Leningrad, wo sie schon seit Mitte der 80er Jahre der Malerei frönen. Alle drei haben sie studiert - ihre ersten Bilder galten vor allem der Postmoderne, bis sie schließlich schon in Russland auf das "Fälschen" kamen.

"Etwa 600 bis 700 Euro kostet ein Caspar David Friedrich", so Evgeni Posin. Als kriminell gelte dieses "Fälschen" nicht, denn das Trio achtet darauf, dass ihre Bilder in Details von den Originalen abweichen und die eigentlichen Meister mindestens siebzig Jahre tot sind. So werden die Urheberrechte nicht verletzt. Geschaffen haben die Posins unter anderem auch eine "Mona Lisa".

Doch dieses Bild verkaufen sie nicht. Denn die dem Original im Pariser Louvre entlehnte Kopie sei sozusagen das Aushängeschild der Firma Posin. Ihre Kunden seien Leute aller sozialen Schichten. Auch Prominente gehören dazu, Namen wollen sie aber nicht nennen. Bereitwillig dagegen erzählen sie über einen Fall von Kunstdiebstahl, in denen Posin-Bilder eine Rolle gespielt haben sollen. "2001 wurden bei uns zwei William Turner und ein Caspar-David Friedrich bestellt", so Evgeni Posin. Deren Originale seine 1996 in Hamburg in einer Ausstellung gestohlen wurden. "Sie wurden dann vor drei Jahren in Antwerpen einem Privatsammler zum Kauf angeboten", so der Maler weiter. 20 Millionen Mark seien dafür verlangt worden. Doch der kriminelle Handel flog auf, die Polizei beschlagnahmte die Bilder - die sich freilich als Posin-Kopien erwiesen.

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