Oranienburger Stadtmagazin Januar/Februar 2013 (Seite 24)

In der Galerie der Täuschung

Mit einem Gemälde aus Berlin-Neukölln ehrt die Stadt Ehrenbürger Horst Eichholz

 

Zusammen mit seinen Brüdern kopiert Künstler Michael Posin alte Werke meisterhaft. Auch Oranienburgs Ehrenbürger Horst Eichholz hat er auf Leinwand gebannt.
Ruhig sitzt Horst Eichholz in einem Sessel, im Gesicht ein Lächeln, in einer Hand eine Zigarette. So hat Michael Posin, Berliner Künstler mit russischem Blut, den Inhaber des Tier-, Freizeit- und Urzeitparkes Germendorf und langjährigen Bürgermeister des Oranienburger Ortsteils auf Leinwand gebannt. Das Gemälde hat die Stadt Oranienburg anlässlich des 80. Geburtstags ihres Ehrenbürgers in Auftrag gegeben. Wie das Gemälde von Professor Michael Werner Blumenthal - auch ihn haben die Posins mit Pinsel und Ölfarbe festgehalten - wird es künftig im Oranienburger Schloss präsentiert.
Stundenlange Sitzungen im Neuköllner Kunstsalon waren dafür aber nicht nötig: Michael Posin hat das Abbild von Horst Eichholz nach einem Foto erschaffen. „ Aber ich mache keine Kopie vom Foto, sondern versuche den Menschen darzustellen“, betont der Künstler. Seine Kenntnisse reichen, um von der Bildvorlage Abstand zu nehmen und sich der Persönlichkeit dahinter zu nähern. Erworben hat Michael Posin sie während seiner künstlerischen Ausbildung an der Akademie der Künste in Leningrad, wo auch seine beiden Brüder studiert haben.

 

Ungefähr zehn Tage benötigt er für ein solches Porträt wie das von Eichholz. Wenn sich die Nacht über Berlin ausbreitet, greift Michael Posin zu Pinsel und Ölfarbe. Von 23 Uhr bis morgens gegen sieben vertieft er sich dann in seine Kunst. Einmal angefangen, arbeitet Posin ohne Pause. Kopien und Fälschungen sind das Spezialgebiet, in dem er und seine Brüder sich einen Namen gemacht haben. „Bei einer Fälschung arbeiten wir mit exakt den gleichen Materialien, die für das Original verwendet wurden“, er im 2001 eröffneten Kunstsalon, den der 64-Jährige mit seinen Brüdern führt, reihen sich die Werke alter Meister und berühmter Künstler der Moderne aneinander. Neben Gemälden von Édouard Manet und Vincent van Gogh hängt Gustav Klimts „ Der Kuss“ ebenso wie Claude Monets „Spaziergang auf den Klippen“ an der rot getünchten Wand. „2001 haben wir eine Ausstellung in unserem Kunstsalon gegeben. Das Ganze wurde riesengroß. Seitdem sind die Medien an uns interessiert“, erinnert sich Michael Posin, der als Einflüsse auf sein eigenes Schaffen die Arbeiten von Rembrandt oder Leonardo da Vinci nennt. Und auch die Auftragslage floriert seitdem. Aus zarten Bleistiftaugen schaut die„ Sixtinische Madonna“ von Raffael von einer knapp drei mal zwei Meter großen Leinwand, auf der die Brüder sorgfältig ein Raster angelegt haben. Im Seehotel Großräschen wird die Madonna in einigen Monaten zu sehen sein. Dort reiht sie sich ein in rund 100 Kopien, die von den Posins bereits zu sehen sind. Etwa 80 Aufträge gehen bei den Posins, die alle Ende der 1980er Jahre nach Deutschland übersiedelten, jedes Jahr 24 ein. „Wer von uns Zeit hat, übernimmt den Auftrag. Wir können alle alles“, erklärt Michael Posin selbstbewusst. Meist möchten die Kunden berühmte Werke von Malern wie Monet oder van Gogh. Mit rund 1000 Euro schlägt ein Gemälde – inklusive Rahmen und Materialkosten – zu Buche. Auch wenn er viele Werke bereits mehrmals reproduziert hat – leicht zu malende Bilder gebe es nicht: „ Jedes Bild braucht viel Können und Wissen. Und Inspiration. Ein Stück Seele muss hinein fließen“, so Michael Posin. Doch auch mit eigenen Werken sind die Brüder erfolgreich. So, wie mit dem „ Bilderkreuz“, einem aus 17 Bildertafeln bestehenden Gemeinschaftswerk, das Mitte der 1990er Jahre entstanden ist. Ein Duplikat steht im Kunstsalon. Das Original, ein acht Meter hohes und viereinhalb Meter breites Kreuz, wurde 2004 von Papst Johannes Paul II. gesegnet. Das 2005 verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche gewährte den Brüdern sogar eine Privataudienz. Ein Modell im Maßstab 1 : 10 steht seitdem im Vatikan. Das Originalkreuz hat 2007 seinen Platz in einem Benediktinerkloster im polnischen Jaroslaw gefunden. Es ist ein Geschenk der drei berühmten Kunstmaler.

 

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